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Louis Pinck, der große Volksliedersammler im deutschsprachigen Lothringen

Sein Leben

Der seinerzeit berühmte Folklorist Louis Pinck (1873-1940) bemühte sich ein Leben lang um die Erforschung und den Fortbestand der alten Volkslieder Ostlothringens. Geboren wurde er im bitscherländischen Lemberg inmitten einer der großen deutschsprachigen Familien Lothringens, die ihm ihren festen katholischen Glauben einpflanzte sowie ihre Verbundenheit mit Lothringen, dessen Bräuchen, Erzählungen und Volksliedern.
Am 14. Juli 1901 zum Priester geweiht, wurde er zunächst Prediger am Metzer Dom, dann Direktor und Redaktor zweier katholischer Zeitungen, in denen er sich für die Aufrechterhaltung der Rechte der Lothringer im wilhelminischen Reich einsetzte. Er erregte den Zorn der herrschenden Macht und wurde im September 1908 seiner Metzer Ämter enthoben. Zum Pfarrer von Hambach ernannt, führte er dort seine systematische Erforschung des Volkslieds zum Erfolg.
Als Befürworter einer partiellen Weiterführung des Deutschunterrichts empörte er sich nach 1918 über die französische Sprachpolitik in der Schule. Wegen seiner Stellungnahmen wurde er im Jahre 1928 gerichtlich belangt. Auch wurde er autonomistischer Umtriebe verdächtigt. Doch widmete er sich weiterhin unentwegt der Seelsorge bis zur Evakuation in die Charente, von wo er im Juli 1940 “krank und arm in ein verwüstetes Pfarrhaus“ zurückkehrte. Er entschlief im Dezember 1940 im Saarbrücker Krankenhaus und ruht seitdem im Hambacher Friedhof.

Der Volksliederforscher

Pfarrer Pinck war der berühmteste und einer der letzten lothringischen Folkloristen, ein wahrer ’Musikvolkskundler’ vor der Zeit. Er umgab sich mit sachkundigen Mitarbeitern, die an seinen langmütigen und methodischen Forschungsarbeiten über das Volkslied teilnahmen. Keiner vor ihm hatte das Gewicht so sehr auf die Angaben zum Leben der Sänger und zu ihren Leistungen gelegt. Dies ist eines der originellen Merkmale seines Schaffens. Dazu kamen viele Betrachtungen zur Erlernung, Überlieferung, Verbreitung und Entwicklung der Lieder sowie zu den Beziehungen zwischen den Sängern und ihren Liedern.

Die Verklingenden Weisen

32 Jahre lang durchwanderte Louis Pinck rastlos Ostlothringen auf der Suche nach «Verklingenden Weisen». Er trug eine der größten Volksliedersammlungen zusammen (2500 Stücke) und veröffentlichte eine wundervolle Auswahl der Volksdichtung unter dem Titel «Verklingende Weisen». Dies ist das Meisterstück der lothringischen Volksliteratur in deutscher Sprache, ein Werk in 4 Bänden, in denen die 400 schönsten Stücke dieser zauberhaften Sammlung mit ihren Melodien und herrlichen Bildern vorgestellt werden. So rettete er im letzten Augenblick ein großartiges kulturelles Erbstück, das er der Nachwelt hinterließ.
An die 20 Hauptgattungen sind im Werk vertreten. Der Reihe nach kommen die fünf folgenden am häufigsten vor: Liebeslieder, alte Balladen, religiös motivierte Lieder, Berufs- und Soldatenlieder.
Die unzählbaren alten Balladen, die zum Teil auf das 13., 14. oder 15. Jh. zurückgehen, sowie die zahlreichen und schönen religiösen Lieder begründen die Originalität der Verklingenden Weisen, in denen wir einem leidenschaftlich singenden, tanzenden, erzählenden und inbrünstig betenden Volk begegnen. Die Liebeslieder zeigen uns die breite Palette unglücklicher Erfahrungen in der Liebe. In den heiß geliebten Schauderballaden deutschlothringischer Abendrunden fehlt die Liebe meist. Hass, Eifersucht, Untreue, Meuchelmorde, Unglück bringende Hexerei, Geistergeschichten und Teufelserscheinungen behaupten da den Platz. Die religiösen Lieder lassen uns die Tiefen christlichen Glaubens in Lothringen erkennen. Die Berufslieder besingen das traditionelle Schaffen der Handwerker und Bauern. Die Soldatenlieder beziehen sich ihrerseits auf die Militärgeschichte des 19. Jh.
Schließlich werden die 4 Bände durch leichtere Lieder abgerundet : Trink- und Tanzlieder, Wortgewandtheits-, Ketten- und Pfänderlieder, alles Stücke, in denen Witz, Spott und Humor die Szene zur großen Gaudi von Sängern und Zuhörern beherrschen.

Die Ehrungen

Seine unermüdliche Sammlungs- und kulturelle Rettungsarbeit wurde von zwei angesehenen deutschen Universitäten geehrt. Man kann bedauern, dass Pfarrer Pincks vorbildliches Werk in den gebildeten Kreisen Frankreichs nicht das ihm gebührende Echo fand.

Deutschlehrer, Verfasser der Monographie Culture Populaire en Lorraine Francique, Éditions Salde, Strasbourg 2000

 

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